mit freundlicher Genehmigung der Rochade Kuppenheim

Fritz zu gut für die Menschheit?!  

Roland Schmaltz hat zum zweiten Mal das Kuppenheimer Zwölf-Stunden-Blitzturnier gewonnen. Der dreifache Internet-Weltmeister setzte sich dabei souverän nach 55 Runden mit 49 Punkten durch. Der Mannheimer in Diensten von Schach-Zweitligist Eppingen, der demnächst den Großmeister-Titel verliehen bekommt, stand bereits zwei Runden vor Schluss als Sieger fest. Eine kurze Schwächephase nach 29 Siegen zu Beginn ließen Großmeister Klaus Bischoff (Plauen) und Rolf Schlindwein an den deutschen Blitzmeister heranrücken. Doch nach nur einem Punkt in vier Partien fing sich Schmaltz wieder und setzte sich von den beiden Kontrahenten nach und nach ab.
Der sechsfache Rekordsieger Bischoff, der einmal Rang eins mit Schmaltz
geteilt hatte, wurde mit 47 Zählern Zweiter. Rang drei ging an Schlindwein, den künftigen Spitzenspieler von Bundesliga-Aufsteiger Baiertal-Schatthausen. Die 46,5 Punkte des Internationalen Meisters sind auch deshalb erwähnenswert, weil Schlindwein derzeit eine Radikalkur macht. In den sieben Tagen vor dem Sparkassen-Cup hatte er nur Mineralwasser getrunken und nichts gegessen. „Als ich dann versuchte, einen ganzen Apfel zu zwingen, war mir das zu viel", berichtete der junge Asket. Dafür verschlang Schlindwein die meisten seiner Gegner ... Mit den Plätzen mussten sich die renommierten Ralf Appel (Castrop-Rauxel/43,5), ehemaliger deutscher Blitzmeister, Großmeister Peter Enders (Passau/42) und der Ukrainer Alexander Pantschenko (41,5) begnügen.   

Vier bis fünf Punkte hatten Experten den menschlichen Gegnern zugetraut - doch das Schach-Programm Fritz 6a blieb die ganze Nacht hindurch ungeschlagen. In 55 Runden gab die Nummer eins der schwedischen Computer-Weltrangliste trotz der starken Kontrahenten lediglich zwei Remis ab. In der Vorrunde gelang dem Muggensturmer Bereichsklassen-Spieler Patrick Kühn das einzige Unentschieden. Auch keiner aus dem hochkarätigen Endrunden-Feld vermochte Fritz, das auf einem Pentium III mit 500 Megahertz lief, in die Knie zu zwingen. Der Baiertaler Wolfgang Koch war der zweite Glückliche, der immerhin ein Remis holte. In einem ungleichfarbigen Läufer-Endspiel wollte zwar Fritz mit zwei Mehrbauern munter weiter auf Gewinn spielen, doch Bediener Michael Lorenz akzeptierte die Remisofferte. Für die Bezwinger von Fritz waren 1.000 Mark Preisgeld ausgesetzt. Da es keinem Spieler gelang, das Programm der Firma Chessbase in die Knie zu zwingen, lobte Veranstalter Rochade Kuppenheim anstatt zweier Sachpreise jeweils 250 Mark an Patrick Kühn und Wolfgang Koch aus. Koch gewann mit Andreas Balzar, dem deutschen A-Jugendmeister Rainer Buhmann und Schlindwein auch souverän den Mannschaftswettbewerb. Das Baiertaler Bundesliga-Quartett zog gemeinsam in die 34-köpfige Endrunde ein und verbuchte insgesamt 149,5 Zähler. Der zweitplatzierte Zweitligist Karlsruher SF kam auf 130. Das Jugendturnier dominierten die Talente von Freiburg-West. Philipp Germer (15,5 Punkte) gewann den vierstündigen Wettbewerb vor seinem Bruder Marcel Germer (13,5), Michael German und dem Baden-Ooser Robert Schaaf (je 13). Bester mittelbadischer Teilnehmer war Andreas Schenk. Der 17-jährige Baden-Ooser brachte Schmaltz in Runde 30 die erste Niederlage bei und schlug auch Großmeister Bischoff. Gegen die ersten 13 verlor Schenk keine einzige Partie - büßte aber entscheidende Zähler in der Endrunde gegen die dahinter liegenden Akteure ein. Mit 40 Punkten wurde der badische Jugendmeister beachtlicher Siebter. Sein Ooser Mannschaftskamerad Ulli Reyer (34,5) belegte Platz 17. Die zwei Kuppenheimer Teilnehmer schnitten achtbar ab. Marcel Vingerling, der sich vor kurzem dem Oberligisten anschloss, verpasste nur hauchdünn die Endrunde. Der Niederländer eroberte in der ebenfalls noch sehr stark besetzten Gruppe B als Vierter einen Preis. Nachwuchstalent Florian von der Ahé steigerte sich im Vergleich zum Vorjahr: Der Zwölfjährige ließ in der D-Gruppe immerhin fünf Spieler hinter sich.
Die Teilnehmerzahl beim Zwölf-Stunden-Blitz stieg nach Jahren der Stagnation um rund 40 Prozent auf 139 Spieler aus elf Nationen. Das zweitbeste Resultat in der zwölfjährigen Geschichte des Sparkassen-Cups. Rochade-Präsident Heribert Urban machte hierfür den neu eingeführten Mannschaftswettbewerb sowie das lukrative Duell mit Fritz verantwortlich. Eine Rekordausschüttung gab es beim Preisgeld: Mit über 9.000 Mark an Geld- und Sachpreisen näherte sich das bekannteste deutsche Blitzturnier dem fünfstelligen Bereich an. Allein 1.700 Mark davon gingen an Roland Schmaltz.

Endstand nach 55 Runden,
Gruppe A: Außer Konkurrenz: Fritz6a 54;
1. Roland
Schmaltz (Eppingen) 49 Punkte,
2. Klaus Bischoff (Plauen) 47,
3. Rolf
Schlindwein (Baiertal-Schatthausen) 46,5,
4. Ralf Appel (Castrop-Rauxel)
43,5,
5. Peter Enders (Passau) 42,
6. Alexander Pantschenko (Ukraine) 41,5,
7. Günther Beikert (Viernheim), Andreas Schenk (Baden-Oos), Christian Maier
(Freiburg-Zähringen) je 40,
10. Rainer Buhmann (Baiertal-Schatthausen) 39,5,
11. Stephan Becking (Saarbrücken) 38,5,
12. Markus Balduan (Solingen) 37,5,
13. Thorsten Lang (Bann) 37,
14. Josef Gheng (Ditzingen) 36,5,
15. Patrick
Chandler (Oberursel) 36.

Jugendturnier:
1. Philipp Germer 15,5, 2. Marcel Germer 13,5, 3. Michael
German (alle Freiburg-West), Robert Schaaf (Baden-Oos) je 13, 5. Daniel Schmiederer (Oberkirch) 12.

Homepage