Baden-Oos
und Kuppenheim dominierten bei mittelbadischen
Jugendmeisterschaften
Raffinierte
Zeiteinteilung allein reichte nicht ganz
Von Hartmut
Metz
,,99
Teilnehmer sind vermutlich Rekord und eine tolle
Beteiligung", resümierten Reiner Jung und Christian Bossert
nach den mittelbadischen Jugend-Meisterschaften im Schach. Die
angepeilte dreistellige Teilnehmerzahl verpasste der SC Baden-Oos
zwar knapp, dennoch zeigte sich in Baden-Baden Balg der
Aufschwung im Nachwuchsbereich, der über zahlreiche
Schulschach-Arbeitsgemeinschaften entstand. Der Ooser
Vorsitzende, der sich am Wochenende der Meisterschaften
unermüdlich an allen Fronten einsetzte, sah sein Engagement
belohnt zumal sein Klub allein mit 27 Teilnehmern
glänzte.
In der
ältesten Jahrgangsklasse, der Jugend A, war die Angst mancher
Spieler, die wegen Andreas Schenk das Turnier mieden,
unbegründet. Der WM-Teilnehmer des Verbandsligisten Oos musste
froh sein, dass er gegen den Vimbucher Jochen Reith und vor allem
seinen Vereinskameraden Christian Steinwachs Unentschieden retten
konnte. Vor allem Steinwachs besaß eine vielversprechende
Stellung gegen den ehemaligen Bühlertäler. Mit 4:1 Zählern
verteidigte Schenk nur knapp seinen Titel vor Sven Lehmann
(Gernsbach) und Steinwachs (je 3,5). Thomas Roth (Caissa
Rastatt), Jochen Reith, Konstantin Scheuermann (Caissa Rastatt),
Alexander Esselson (Baden-Oos) und Sascha Kassner (Vimbuch)
folgten mit einem weiteren halben Punkt dahinter. Sibylla Heine
(Rochade Kuppenheim) hatte es weit einfacher, stellte sich doch
sonst kein Mädchen der Konkurrenz. Bei den Jungs schlug sich die
mittelbadische Meisterin mit 2:3 Punkten wacker.
Am
interessantesten gerieten für die Zuschauer die Partien in den
Kategorien U10 und U12. Kürzte man die Bedenkzeit schon dort von
den üblichen Kadenzen auf eine halbe Stunde für die gesamte
Begegnung, dauerte das den Kleinen immer noch zu lange. Kaum
einer benötigte einmal die Hälfte dafür. Ein Schäfermatt
bereitete mancher Partie schon nach vier Zügen ein schnelles
Ende. Mark Zanger entwickelte ob der ewig langen
Bedenkzeit gegen seine Kontrahenten eine besonders
raffinierte Taktik: ,,Ich sitze und grüble. Dann wird mein
Gegner kribbelig und passt nicht mehr auf! Trotz der
genialen Absicht reichte es nicht zum vorderen Platz. Dafür
durchbrach aber immerhin ein Mannschaftskamerad aus Lichtental in
der U10 die Baden-Ooser und Kuppenheimer Vorherrschaft: Eugen
Mrinski holte phänomenale 12:1 Zähler. Dritter der U10 hinter
Marco Schaaf
(Baden-Oos/10,5)
wurde der erst siebenjährige Jürgen Vollmer (9). Der
Kuppenheimer ist ein bemerkenswertes Talent, schwärmt sein
Trainer Wolfgang Kaupp. Weil Papa und Opa zu Hause hie und da
Schach spielten, wollte Jürgen auch den Altvorderen nacheifern.
So brachte Vater Josef dem Vierjährigen die Grundregeln des
königlichen Spiels bei. Solcherlei Mythen ranken sich sonst nur
um Legenden wie den ehemaligen Weltmeister José Raoul
Capablanca. Vor einigen Monaten trat der Knirps der Rochade bei.
Schlechter als Zweiter war ich noch nie!, hatte
Jürgen vor den Bezirksmeisterschaften voller Stolz berichtet. In
Stuttgart hatte der Kuppenheimer sogar Zehnjährige bei seinem
Turniersieg in Schach gehalten, in Oberkirch war er Zweiter
dieser Alterskategorie. Diese Platzierung gelang ihm auch in
Böblingen sogar gegen Zwölfjährige. Rang drei ist nun sicher
keine Schande angesichts der Überlegenheit von Eugen Mrinski,
der nur Verfolger Marco Schaaf unterlag. Der wiederum büßte
gegen Jürgen Vollmer seine Titelchancen ein.
In den anderen Altersklassen setzten sich Baden-Oos, das drei Sieger, vier Vizemeister und zwei Drittplatzierte als herausragender Verein stellte, und Kuppenheim in Szene. Moritz Grenke gab bei der U16 nur ein Remis in fünf Runden ab. Auf 6:1 Zähler brachte es sein Ooser Mannschaftskamerad Robert Schaaf (U14). In der U12 führte Florian von der Ahé von Beginn an. Die Baden-Ooser Samuel Zeitvogel und Alexander Pichler saßen ihm aber stets auf der Pelle, so dass der Kuppenheimer bis zum Schluss auf der Hut sein musste. Mit 11,5:1,5 Punkten blieb Florian von der Ahé, der heuer beim Kuppenheimer Zwölf-Stunden-Blitz Großmeister Janis Klovans geschlagen hatte, einen halben Zähler vor Samuel Zeitvogel und Alexander Pichler. Mit zwei Meisterschaften und einem dritten Rang bei nur fünf Startern verbuchte die Rochade einen fast optimalen Erfolg. Zufrieden dürfen aber auch Vimbuch, Gernsbach und Lichtental mit ihrem Abschneiden sein. Mehrere vordere Platzierungen dokumentieren das Potenzial dieser Vereine. Ist die gute Nachwuchsarbeit in Vimbuch und Gernsbach bereits seit langem im Bezirk bekannt, sorgt erstmals Toni Balzert mit einer Schulschach-Gruppe für einen Aufschwung beim als Alt-Herren-Klub verschrienen Landesligisten Lichtental. aus dem Badischen Tagblatt