Am zweiten Tag der GRENKE Chess Classic 2015 fiel die erste Entscheidung. Während die anderen Partien remis endeten, übernahm Magnus Carlsen durch einen Sieg gegen Michael Adams die Führung in der Tabelle.
David Baramidzes Partie gegen Levon Aronian riss niemanden vom Stuhl. Schon nach 2 Stunden und 10 Minuten einigten sich die Kontrahenten in einem Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern auf remis. Nigel Short meinte in der Liveübertragung lapidar: „Das war kein Thriller.“ Der deutsche Nationalspieler eröffnete mit dem Doppelschritt des e-Bauern und wählte eine sichere Variante der Spanischen Partie. Aronian hatte aus der Eröffnung heraus kaum Möglichkeiten, das Spiel zu verschärfen und schon nach 14 Zügen stand ein Endspiel ohne Damen auf dem Brett. Sukzessive tauschten die Spieler weitere Figuren ab und schlossen nach 41 Zügen in einer total ausgeglichenen Stellung Frieden. Baramidze, der Underdog im Turnier, kann mit dem Start ins Turnier zufrieden sein, doch auf die Frage von Jan Gustafsson in der Pressekonferenz, ob er zufrieden sei, antwortete er gewohnt nüchtern: „Es sind erst zwei Partien gespielt. Am Ende wird abgerechnet.“
Nach knapp fünf Stunden gewann Magnus Carlsen gegen Michael Adams. In einer Englischen Partie wählte der Weltmeister in gewohnter Weise einen ruhigen Aufbau und versuchte seinen Gegner auf beiden Flügeln auszumanövrieren. Adams kam in Zeitnot und im 35. Zug auf Abwegen. Er gab am Damenflügel seinen b-Bauern, schlug aber überraschenderweise nicht den weißen a-Bauern, um das materielle Gleichgewicht wieder herzustellen. Er wollte offensichtlich vermeiden, in eine passive Stellung gedrückt zu werden, erlaubte Carlsen aber den Ãœbergang in eine gewonnenes Turmendspiel. „Ich hätte natürlich zurücknehmen und auf das Beste hoffen sollen“, äußerte sich der 43-jährige Engländer in der Pressekonferenz. Magnus Carlsen, der durch diesen Sieg die Führung im Turnier übernahm, meinte, dass die Eröffnung nicht besonders gefährlich war, er aber immer Druck ausüben konnte und das Endspiel nicht einfach zu spielen gewesen wäre für Schwarz.
Arkadij Naiditsch sicherte sich durch eine famose Verteidigungsleistung ein verdientes Remis gegen Viswanathan Anand. Der „Tiger von Madras“ zeigte sich in einer Variante der Tarrasch-Verteidigung, die die deutsche Nr. 1 in der Vergangenheit häufig spielte, besser vorbereitet und erreichte schon nach 21 Zügen ein gewinnträchtiges Doppelturmendspiel. „Das war sehr vielversprechend. Irgendwo muss ich aber den falschen Weg eingeschlagen und meine Chance verpasst haben“, haderte der 45-jährige Ex-Weltmeister im Nachhinein mit seinem Schicksal. In der Tat sah alles sehr logisch aus, was Anand probierte, doch Naiditsch schaffte es im richtigen Moment durch ein geschicktes Bauernopfer seine Türme zu aktivieren und dank starken Gegenspiels das Remis zu sichern. „Die Eröffnung lief natürlich schlecht, aber nach den zwei Niederlagen gegen Vishy vor zwei Jahren freue ich mich heute über das Resultat.“
Knapp sechs Stunden dauerte der Kampf zwischen Fabiano Caruana und Etienne Bacrot, die sich ebenfalls remis trennten. In einer Variante der Königsindischen Verteidigung spielte sich das Geschehen während der gesamten Partie auf beiden Flügeln ab, da das Zentrum nie geöffnet wurde. Die Großmeister lavierten teilweise hin und her, doch keiner der Spieler konnte sich nennenswerte Vorteile erspielen. Der 22-jährige Italiener gewann zwar im 38. Zug einen Bauern, doch Schwarz hatte im entstehenden Endspiel dank seiner aktiveren Leichtfiguren immer genügend Gegenspiel, so dass Caruana im 54. Zug die Punkteteilung anbot.
Am Mittwoch den 04. Februar geht es bei der GRENKE Chess Classic mit der 3. Runde weiter. Die Paarungen lauten:
- Etienne Bacrot – Viswanathan Anand
- Levon Aronian – Fabiano Caruana
- Michael Adams – David Baramidze
- Arkadij Naiditsch – Magnus Carlsen
Die GRENKE Chess Classic finden vom 02. bis 09. Februar 2015 in den historischen Sälen des Kulturhauses LA8 im Zentrum von Baden-Baden statt. Rundenbeginn ist täglich um 15 Uhr. Ruhetag ist Donnerstag, der 05. Februar 2015.
Informationen zum Großmeister-Turnier:
Turnierdirektor Sven Noppes: snoppes@schachzentrum-baden-baden.de, Tel.: +49-172-7258738
Allgemeine Informationen:
Dr. Markus Keller (Geschäftsführer Schachzentrum Baden-Baden): info@schachzentrum-baden-baden.de; Tel.: +49-7221-50079623
Offizielle Website: http://www.grenkechessclassic.de/