Max Eisinger jr. – Ernst Groll: Matt in 2 |
Badischer Schachverband wieder 1952 in der Barockstadt vereint
Von Hartmut Metz
Der Badische Schachverband (BSV), der vergangenen Samstag in Bruchsal sein 100-jähriges Bestehen feierte (Fortsetzung von Teil 2 zum Jubiläum), wurde 1946 in Karlsruhe wieder aus der Taufe gehoben. Der Heidelberger Spitzenspieler Werner Lauterbach sorgte nach dem Zweiten Weltkrieg dafür in Zusammenarbeit mit dem Badischen Sportbund. Zu den Wiedergründungen in den ersten Nachkriegsjahren gesellten sich viele neu gebildeten Klubs. „Allein in Nordbaden wurden bis 1952 60 Vereine mit fast 2 000 Mitgliedern verzeichnet“, berichtet die facettenreiche Chronik „100 Jahre Badischer Schachverband 1910-2010“, die Frank Schmidt und BSV-Ehrenpräsident Gerhart Seiter mit viel Herzblut erstellten. Am 8. August 1952 schlossen sich Nord- und Südbaden in Rastatt wieder zusammen. Die Barockstadt wurde auch Sitz des Verbandes, weil hier der schillernde Karl „Charly“ Weinspach als Kurzzeit-Präsident residierte. Der Journalist sorgte auch für Medientrubel rund um den Badischen Kongress, den die Kommune tatkräftig unterstützte. „Die Stadt wurde mit Plakaten geschmückt, die Schaufenster der Geschäfte warben und am Rathaus hing ein großes buntes Schachbrett – am Abend als farbiges Lichtmosaik“, führt die 752 Seiten starke Verbandschronik aus. 188 Spieler beteiligten sich an den Wettbewerben. Das Meisterturnier wurde Jefim Bogoljubow gewidmet. Der ehemalige russische Vizeweltmeister, der 1914 beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Mannheim interniert worden war, lebte danach bis zu seinem Tod am 18. Juni 1952 in Triberg.
Das Meisterturnier gewann ausnahmsweise nicht Max Eisinger junior, der in Rastatt noch von Gottlieb Machate (7 Punkte) überflügelt wurde. Mit dem Karlsruher belegten Ferdinand Popp (Caissa Rastatt) und die Baden-Badener Legende Robert Sutterer (alle 6) Platz zwei. Eisinger, der am Tag der BSV-Jubiläumsfeier am 26. Juni 101 Jahre alt geworden wäre, trug sich dennoch in die Annalen ein: Elfmal wurde der Karlsruher badischer Meister und sechsmal gesamtbadischer Pokalsieger. Der damit einsame Rekordhalter kam zudem auf 19 Einsätze in der Nationalmannschaft, erhielt alle Auszeichnungen des Badischen Schachverbandes, bis hin zur goldenen Ehrennadel, und wurde 1983 – kurz vor seinem 75. Geburtstag – das 20. Ehrenmitglied des BSV. Seinem Vater Max Eisinger sen. war diese Ehre als Gründungsmitglied des BSV bereits 1931 zuteil geworden.
Der Junior feierte 1961 in Marienbad den größten internationalen Erfolg mit Platz vier hinter den renommierten Großmeistern Ludek Pachmann, Miroslav Filip und Petar Trifunovic. Bis zu seinem 73. Lebensjahr 1981 spielte Eisinger noch für die Karlsruher SF 1853 in der zweiten Bundesliga.
W: Eisinger S: Groll
In der nachstehenden Partie schlug Eisinger 1962 in der Landesliga den Brettener Ernst Groll mit einem Damenopfer.
Partie online
Partiedownload (pgn)
Artikel in der Schachkolumne des Badischen Tagblatt vom 2.7.2010