![]() |
Andreas Fien – Hans-Elmar Schwing: 12. Nh5+!! |
100 Jahre Badischer Schachverband (Teil 4): Baden-Baden sorgt seit den 80ern für die Highlights
Von Hartmut Metz
Der Band „100 Jahre Badischer Schachverband 1910-2010 – eine Chronik“ erweist sich als Fundgrube für all jene, die Teil dieser Geschichte sind (vierter und letzter Teil über das Jubiläum). Die Betrachter amüsieren sich gewiss königlich beim Blick auf die Fotos mancher Bundesligaspieler des Vorzeigeklubs SK Zähringen, als die Recken noch mehr Haare auf dem Kopf hatten und die Wänste unter den Hemden weniger spannten …
Wenn es um große Turniere innerhalb des Badischen Schachverbandes (BSV) geht, taucht immer wieder Baden-Baden auf. In der Kurstadt an der Oos belebte vor allem Reinhold Hoffmann mit seiner Schachreise-Firma ChessOrg die 1870 begonnene große Geschichte: 111 Jahre später galt Vizeweltmeister Viktor Kortschnoi im Kurhaus als Topfavorit, musste sich aber 1981 Tony Miles und Zoltan Ribli beugen. Der Ungar verhökerte dann seine Hälfte des Mercedes an den Briten (das steht ausnahmsweise nicht in der Chronik).
1992 sorgte ein Uhrenhandicap von Garri Kasparow gegen vier deutsche Nationalspieler für Aufsehen rund um den Globus– und der Weltmeister erhielt für den 3:1-Sieg einen ganzen BMW. Das Karpow-Schachzentrum garantierte einen weiteren Aufschwung, den Wolfgang Grenke als Sponsor seines Vereins toppte. Aus den Niederungen der Bereichsklasse brachten die Millionen des Leasing-Unternehmens die OSG Baden-Baden an die deutsche Spitze bei Damen wie Herren. Weltmeister Viswanathan Anand und der Weltranglistenerste Magnus Carlsen sind nur zwei Koryphäen, die heutzutage die badische Bestenliste anführen!
Nachdem der BSV lange auf ein Eigengewächs warten musste, das den Großmeister-Titel errang, sicherten sich dann endlich einige Badener die höchste Würde: Roland Schmaltz, der auch als Internet-Blitzchampion auf sich aufmerksam machte, Rainer Buhmann, Fabian Döttling und zuletzt der Neuhausener Sebastian Bogner. Ein Aspirant auf den Großmeister-Titel ist sicher auch Andreas Heimann. Der Titelverteidiger vom SC Dreiländereck spielte zwar beim 82. Badischen Schachkongress in Haslach ein glanzloses Turnier, blieb aber dennoch mit 7,5:1,5 Punkten einen halben Zähler vor Oswald Gschnitzer. Der Spitzenspieler der SG Heidelberg-Kirchheim war vor 22 Jahren, 1988, badischer Meister geworden.
Während Heimann, der jetzt zur OSG Baden-Baden wechselt, keine einzige interessante Partie gelang, trumpfte der nominell schlechteste Teilnehmer im 20-köpfigen Feld einmal auf: Der Lahrer Andreas Fien, der sich mit vier Zählern im Mittelfeld platzierte, schlug Hans-Elmar Schwing (Dreisamtal) dank mutiger Opfer.
W: Fien S: Schwing
[Site „Badenweiler“]
[Date „2010.06.01“]
[Round „2.7“]
[White „Fien, Andreas“]
[Black „Schwing, Hans-Elmar“]
[Result „1-0“]
[ECO „C20“]
[WhiteElo „1979“]
[BlackElo „2308“]
[Annotator „H. Metz“]
[PlyCount „69“]
[EventDate „2010.??.??“]
[WhiteTeam „Lahr“]
[BlackTeam „Dreisamtal“]
1. e4 e5 2. Ne2 $5 {Weicht von der herkömmlichen Springerentwicklung nach f3
ab.} Nf6 3. f4 exf4 4. Nxf4 Nc6 5. Bc4 Bc5 6. c3 Nxe4 7. Bxf7+ $2 {Mutig, aber
verfehlt.} (7. Qf3 {könnte zu einem wüsten Gemetzel führen:} O-O 8. d4 d5 $1 9.
Nxd5 Bxd4 $5 10. cxd4 Nxd4 11. Qd3 (11. Qxe4 $2 Re8) 11… Qh4+ 12. g3 Nxg3 13.
Qxg3 Nc2+ 14. Kf2 Qxc4 15. Nbc3 Nxa1 16. Bh6 Bg4 17. b3 Nxb3 (17… Qc5+ 18.
Be3 Qd6 19. Rxa1) 18. axb3 Qa6 19. Bxg7 Kxg7 20. Qxg4+ Kh8 {mit etwas besseren
schwarzen Aussichten.}) 7… Kxf7 8. Qh5+ g6 9. Qd5+ Kg7 10. d4 (10. Qxe4 {
scheitert einfach an} Re8 {mit Damengewinn.}) 10… Bd6 11. O-O Nf6 $2 (11…
Qe7 {gewinnt leicht.} 12. Re1 Re8 13. Nd2 Bxf4 (13… Qh4 {ist etwas
komplizierter.} 14. g3 Nxc3 15. Rxe8 Nxd5 16. gxh4 Bxf4 17. Nf3 Bxc1 18. Rxc1
d6 19. Kf2 Nf6 20. Re2 Bg4) 14. Rxe4 Be3+ 15. Kh1 Qf7 16. Qxf7+ Kxf7 17. d5
Bxd2 18. Rxe8 Kxe8 19. Bxd2 Ne5 $19) 12. Nh5+ $3 {Der Zug war Schwarz sicher
entgangen.} gxh5 (12… Nxh5 13. Qf7#) 13. Qg5+ Kf7 14. Qxh5+ Ke7 $2 (14… Kg8
15. Qg5+ Kf7 16. Qh5+ Kg8 {fügt sich ins Dauerschach.}) 15. Bg5 Rf8 16. Qxh7+
Ke8 (16… Rf7 17. Bxf6+ Ke8 18. Qg8+ Rf8 19. Qg6+ Rf7 20. Bxd8 {verliert
sofort.}) 17. Qg6+ Rf7 18. Bxf6 Ne7 19. Qh5 Bxh2+ 20. Kxh2 d5 21. Nd2 Qd6+ 22.
Kg1 Bg4 23. Qxf7+ {Wickelt effektvoll in ein gewonnenes Endspiel ab. Diverse
andere Züge hätten ebenso die Oberhand behalten.} Kxf7 24. Be5+ Ke6 25. Bxd6
Kxd6 26. Rf6+ Kd7 27. Re1 Rh8 28. Nf3 Bxf3 29. Rxf3 Rh7 30. Rf6 Rg7 31. Ref1
Rg4 32. R1f4 Rg5 33. Rf7 Kd8 34. Rh7 Ng6 35. Rff7 {Schwarz gab den
hoffnungslosen Kampf auf.} 1-0
Partie online
Partiedownload (pgn)
Artikel in der Schachkolumne des Badischen Tagblatt vom 9.7.2010