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Ricardo Schutt, Pawel Tregubow, Daniel Fridman, sowie Turnierorganisator Jaroslav Srokowskij |
1. Offene Europameisterschaft im Schachtennis
Von Gerhard Gorges
Steigender Beliebtheit erfreut sich eine neue Trendsportart, die bereits zum vierten mal in Folge an der Oos gastierte: der Duathlon aus körperlicher Bewegung und geistigem Knowhow, vereint in der Kombination Tennis und Schach. Longline und Cross sind nur die auffälligen Gemeinsamkeiten der Einzeldisziplinen, die beide ein hohes Maß an Vorausberechnung und Intuition erfordern.
Die gestiegene Nachfrage und der vom Hauptsponsor, der hiesigen Volksbank, heuer auf 1750 Euro aufgestockte Preisfond ließ Teilnehmer aus sieben europäischen Föderationen, sowie mit Ricardo Schutt einen aus São Paulo angereisten “echten Brasilianer†auf die bestens gepflegte Anlage des ältesten und eines der mitgliederstärksten Tennisclubs Deutschlands, dem TC Rot-Weiß Baden-Baden zur 1. Offenen Europameisterschaft im Schachtennis auflaufen.
Allerhärtester Konkurrenz mussten sich die mit 3 Großmeistern und weiterer 5 Internationaler Titelträger/innen bestückten Schachcracks am ersten Tag des Vergleichs geschlagen geben, dem in der Alterklasse M35 auf Rang 45 der Weltrangliste geführten Schwetzinger Oberligaspielers Sebastian Schöllhorn. Sieben Punkte aus sieben Spielen ließen über die Dominanz des LK-Einsers in seiner Spezialdisziplin keinen Zweifel aufkommen, wenngleich gegen die erbitterte Gegenwehr der Verfolger.
Allerdings brachten sich mit Ricardo Schutt (BRA) (6Pu), GM Pavel Tregubov (RUS) und Vorjahressieger Wolfgang Rützel (Burgsinn) (je 5 Pu) die Favoriten bereits aussichtsreich in Lauerstellung für den zweiten Tag des Kräftemessens.
Nur einen Spaziergang entfernt tauschten die Recken am Sonntag die kurzen Hosen gegen “angemessene Garderobe†im Schachzentrum der Kurstadt, gelegen wie der Centercourt des “weißen Sports†an der Lichtentaler Allee, der Flaniermeile der “Sommerhauptstadt Europas†zur Zeit der “Belle Epoqueâ€.

OSG-Chef Jens Thieleke bei der Begrüßung im Schachzentrum mit Jaroslav Srokowskij, Jekatarina Borulja und Daniel Fridman
Spiel, Satz und Sieg hieß es am Ende des Denksportturniers für Großmeister Pavel Tregubov, der sich mit sieben Siegen aus sieben Partien in der Gesamtwertung an die Spitze des Feldes schob, gefolgt von seinem Mülheimer Vereinskameraden GM Daniel Fridmann (6Pu), Ricardo Schutt (5Pu) sowie Gilbert Koelsch (Fra) und Kai Schoenwolff (Hamburg). Nach Addition der Punkte aus Tennis und Schach stand das Halbfinale fest, für das sich – unabhängig von der Platzierung – die Paarungen für das Halbfinale ergaben: Tregubov – Schoenwolff und Schutt – Fridmann.
Nach neu augeklügeltem Modus wurden die Finals aus einem Guss ausgespielt, nämlich einer Schachpartie mit 15 Minuten Bedenkzeit pro Spieler und Partie, jedoch unterbrochen nach 6 Spielminuten durch das Tennismatch in Abschnitten zu je 6 Punkten. Während Tregubov gekonnt und sicher ins Finale einzog, gelang dem Brasilianer die “WM-Revanche auf Sand†gegen den deutschen Nationalspieler, Mannschafts-Europameister 2011 und Deutscher Einzel-Meister des Vorvorjahres, im Schach versteht sich.
Last not least sahen die Zuschauer vom Balkon des “Rundum-Restaurants Rosso-Bianco†die Premiere einer Offenen Europameisterschaft, die den Namen verdient: Der Brasilianer mit deutschen Wurzeln großväterlicherseits und dem in Paris lebenden russischen Großmeister lieferten sich ein Duell – beinahe – auf Augenhöhe: Während Ricardo unmerklich besser das Racket schwang, fiel die Entscheidung erst in der “Nachspielzeit†auf dem Schwarz-Weiß-Geläuf: In Remisstellung schoss der Ballzauberer vom Zuckerhut ein schachliches Eigentor und übersah den ungedeckten Rook, der gerade noch so big die offene Linie beherrschte.
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