Zwischen dem 22.-24. April fand im malerischen La Tour-de-Peilz in der Schweiz ein Vierländerkampf für Junioren statt. Die Stiftung zur Förderung des Jugendschachs in der Schweiz unter ihrem Präsindenten Lucas Brunner und Organisator George Bertola haben Jugendauswahlen aus Italien, Frankreich, Deutschland und der Schweiz an den Genfer See eingeladen um sich in einem Rundenturnier mit Rückkampf zu messen. Für die Hinrunde waren Langpartien vorgesehen, die Rückrunde sollte im Schnellschach ausgetragen werden.
Die Mannschaften bestanden aus 6 Spielern, davon waren drei Spieler unter 18 Jahren und drei Spieler unter 14 Jahren, wobei in jeder Alterskategorie mindestens ein Mädchen teilnahm, also mindestens zwei pro Mannschaft. Der Geschäftsführer der Deutschen Schachjugend Jörg Schulz beauftragte Nikolaus Sentef (Baden) ein Team zusammenzustellen und in die Schweiz zum Vierländerkampf zu begleiten. Aus terminlichen und geographischen Erwägungen heraus einigte man sich, vielmehr eine „Süddeutsche“ Auswahl zum Turnier zu entsenden. Auf Anfragen an die Verbände von Baden, Bayern, Rheinland-Pfalz und Württemberg zeigte sich recht schnell, dass nur Baden und Bayern Spieler zur Verfügung stellen können. Letztendlich stellte der Badische Schachverband mit Paula Wiesner, Andrei Ioan Trifan, Adrian Gschnitzer, Christoph Grunau und Trainer Nikolaus Sentef fünf Teilnehmer, Bayern beteiligte sich mit Jana Schneider und Lorenz Schilay.
Ein Teil der Deutschen Delegation war mit dem Auto angereist und ein Teil mit der Bahn. Erst am Abend des 22. April traf sich das Deutsche Team kurz vor Spielbeginn komplett in La Tour-de-Peilz.und es ging schon los mit der ersten Runde. Deutschland gegen Frankreich, gespielt wurde in einer Burg im Schweizer Spielmuseum. Wir starten von Rang drei mit einem Mannschaftsdurchschnitt von gut 2100 ELO. Die Franzosen sind an zwei gesetzt, haben im Schnitt 60 Punkte mehr als wir. Davor steht Italien mit einem Mannschaftsschnitt von knappen 2200 und Gastgeber Schweiz mit etwa 2000 Zählern auf dem vierten Platz. Kurz nach Spielbeginn hält in einem anderen Raum des Museums Jean-Michel Péchiné, Redakteur bei Europe Echecs einen Vortrag über die Geschichte des Schachs seit den Anfängen bis Heute. Das Turnier findet in einem stilvollem Ambiente mit kulturellem Rahmen statt. Direkt vor dem Fenster der Genfer See, dahinter ein Bergmassiv mit Schnee bedeckten Gipfeln.
Abgesehen davon, das Spiel läuft nicht. Frankreich bügelt uns 4,5 – 1,5
Kurz vor Mitternacht gehen wir geschlossen zum Hotel, keiner spricht über das Spiel, aber der Stachel sitzt. Morgen Früh geht es gegen die Schweiz, wir bereiten uns kurz auf die Gegner vor, mehr Seelenmassage als Vorbereitung, ein paar aufmunternde Scherze vom Trainer und ab ins Bett, es ist spät. Am zweiten Tag läuft es. Man sieht den Spielern den Ehrgeiz an, nochmal so ein Debakel wie gegen Frankreich ist nicht mehr drin. 4,5 – 1,5 gegen die Schweiz, nach einer kurzen Mittagspause geht es gegen Italien. Die Partien dauern lange. Die Spieler schenken sie nichts, seltene Remisangebote werden abgelehnt. Großmeister Yannick Pelletier hat ein Simultan gegeben und sieht jetzt zu. Unter seinen Augen gewinnt Deutschland knapp aber verdient 3,5 – 2,5. Die Zwischenbilanz ist gut. Da am Morgen Italien gegen Frankreich gewonnen hat, stehen Italien, Frankreich und Deutschland punktgleich mit vier Mannschaftspunkten da. Die Schweiz hat noch keinen Punkt. Im Laufe des Tages hatte man Gelegenheit sich etwas kennen zu lernen. Eine freundschaftliche, nette Atmosphäre ist entstanden. Ein Witz macht die Runde, alle Mannschaften sind auf dem ersten Platz, aber die Schweiz ist zweiter. Es ist nicht böse gemeint, etwas Mitleid mit den äusserst sympathischen Schweizern um Coach Markus Regez haben alle. Nach dem Spiel gehen alle Mannschaften ins Hotel. Ein feierliches Abendprogramm mit Buffet ist geplant. Der Museumsdirektor ist da, die Organisatoren halten kurze Reden, Pelletier und Péchiné auch. Alle Redner sind sich darüber einig, das die Welt nochmal ein Stück zusammengerückt ist und wir uns alle gut verstehen können und müssen. Den Satz des Abends sagt Großmeister Pelletier auf vier Sprachen: „Jede Partie zählt“ und ermutigt die Spieler jede Partie ernst zu nehmen und daraus etwas zu lernen. Nach den Reden wird das Buffet frei gegeben, das Essen ist köstlich.
Nach dem Essen ist schon wieder Zeit ins Bett zu gehen. Am nächsten Tag steht die Rückrunde im Schnellschach an. Die U14 Spieler fragen ob es eine Vorbereitung gibt. Klar, Blitzuhr raus, eine Blitzpartie gegen jeden, ab ins Bett.
Der letzte Tag bricht an. Nach dem Frühstück bringen wir das Gepäck zum Auto und checken aus. Das Rückspiel gegen Frankreich steht an. Es läuft besser als in der Hinrunde, wir schaffen ein Unentschieden. In der vorletzten Runde gewinnen wir gegen die Schweiz, Frankreich schlägt Italien. Ein Turniersieg Frankreichs zeichnet sich ab, doch wir werden gegen Italien alles geben und drücken den Schweizern die Daumen. In der letzten Runde gelingt die Sensation. Unsere ersten zwei Bretter Adrian Gschnitzer und Christoph Grunau gewinnen gegen die FIDE Meister Moroni und Lodici. Deutschland gewinnt 4 – 2 gegen Italien und die Schweiz holt sich den Ehrensieg gegen Frankreich, eine spontane Umarmung der Trainer Regez und Sentef war unvermeidbar.
Die Siegerehrung fand mit musikalischer Umrahmung durch das Quartett Balin statt. Es wurden die Mannschaften geehrt, aber auch die besten Einzelspieler. Bester Spieler war IM Bilel Bellahcene aus Frankreich und beste Einzelspielerin Paula Wiesner aus Deutschland mit jeweils 4,5 Punkten aus sechs Spielen.
Partien online:
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Die Mannschaften
Deutschland :
U 18: Adrian Gschnitzer (2268), Christoph Grunau (2187), Paula Wiesner (2103)
U 14: Andrei Ioan Trifan (2139), Jana Schneider (2143), Lorenz Schilay (1799)
Coach: Nikolaus Sentef
Frankreich:
U 18: IM Bilel Bellahcene (2480), FM Guillaume Philippe (2327), Ines Leriche (1918)
U 14: Yovann Gatineau (2279), Loic Travadon (2203), Estée Aubert (1799)
Coach: Vincent Riff
Italien :
U 18: FM Luca Moroni (2441), FM Lorenzo Lodici (2371), WFM Desiree Di Benedetto (2136)
U 14: FM Edoardo Di Benedetto (2300), Cesare Wang (1968), Maria Palma (1924)
Coach: Roberto Messa
Schweiz :
U 18: FM Davide Arcuti (2317), Christophe Rohrer (2083), Lena Georgescu (2126)
U 14: Fabian Bänziger (2221), Alexandre Zaza (1735), Gohar Tamrazyan (1589)
Coach: Markus Regez
Endstand
1. Deutschland 20,5 ; 2. Frankreich 19,5 ; 3. Italien 19,0 4. Schweiz 13,0.
Einzelergebnisse:
1 Adrian Gschnitzer 2,5/6, 2 Christoph Grunau 4,5/6, 3 Paula Wiesner 4,5/6, 4 Andrei Ioan Trifan 1/6, 5 Jana Schneider 4/6, 6 Lorenz Schilay 4/6.
Die Ergebnisse:
Runde 1
Frankreich – Deutschland 4,5-1,5
BELLAHCENE Bilel (2480) GSCHNITZER Adrian (2268) 1-0
PHILIPPE Guillaume (2327) GRUNAU Christoph (2187) ½-½
LERICHE Inès (1918) WIESNER Paula (2103) 0-1
GATINEAU Yovann (2279) TRIFAN Andrei Ioan (2139) 1-0
TRAVADON Loïc (2203) SCHNEIDER Jana (2143) 1-0
AUBERT Estée (1799) SCHILAY Lorenz (1799) 1-0
Italien – Schweiz 5,0-1,0
MORONI Luca (2441) ARCUTI Davide (2317) 1-0
LODICI Lorenzo (2371) ROHRER Christophe (2083) 1-0
DI BENEDETTO Désirée (2136) GEORGESCU Lena (2126) ½-½
DI BENEDETTO Edoardo (2300) BÄNZIGER Fabian (2221) ½-½
WANG Cesare (1968) ZAZA Alexandre (1735) 1-0
PALAM Maria (1924) TAMRAZYAN Gohar (1589) 1-0
Runde 2
Frankreich – Italien 2,5 -3,5
MI Bilel Bellahcene (2480) MF Luca Moroni (2441) ½-½
MF Guillaume Philippe (2327) MF Lorenzo Lodici (2371) 0-1
Ines Leriche (1918) Desiree Di Benedetto (2136) ½-½
Yovann Gatineau (2279) MF Edoardo Di Benedetto(2300) ½-½
Loic Travadon (2203) Cesare Wang (1968) 0-1
Estée Aubert (1799) Maria Palma (1924) 1-0
Deutschland – Schweiz 4,5 -1,5
Adrian Gschnitzer (2268) Davide Arcuti (2317) 1-0
Christof Grunau (2187) Christophe Rohrer (2083) 1-0
Paula Wiesner (2103) Lena Georgescu (2126) 1-0
Andrei Ioan Trifan (2139) Fabian Bänziger (2221) 0-1
Jana Schneider (2143) Alexandre Zaza (1735) ½-½
Lorenz Schilay (1799) Gohar Tamrazyan (1589) 1-0
Runde 3
Italien – Deutschland 2,5-3,5
MF Luca Moroni (2441) Adrian Gschnitzer (2268) ½-½
MF Lorenzo Lodici (2371) Christof Grunau (2187) 0-1
Desiree Di Benedetto (2136) Paula Wiesner (2103) ½-½
MF Edoardo Di Benedetto (2300) Andrei Ioan Trifan (2139) 1-0
Cesare Wang (1968) Jana Schneider (2143) 0-1
Maria Palma (1924) Lorenz Schilay (1799) ½-½
Schweiz – Frankreich 2,5-3,5
Davide Arcuti (2317) MI Bilel Bellahcene (2480) 0-1
Christophe Rohrer (2083) MF Guillaume Philippe (2327) 0-1
Lena Georgescu (2126) Ines Leriche (1918) 1-0
Fabian Bänziger (2221) Yovann Gatineau (2279) 1-0
Alexandre Zaza (1735) Loic Travadon (2203) ½-½
Gohar Tamrazyan (1589) Estée Aubert (1799) 0-1
Runde 4
Deutschland – Frankreich 3,0 – 3,0
GSCHNITZER Adrian2268 BELLAHCENE Bilel MI 2480: 0-1
GRUNAU Christoph 2187 PHILIPPE Guillaume MF 2327: ½-½
WIESNER Paula 2103 LERICHE Inès 1918: 1-0
TRIFAN Andrei Ioan 2139 GATINEAU Yovann 2279: 0-1
SCHNEIDER Jana 2143 TRAVADON Loïc 2203: ½-½
SCHILAY Lorenz 1799 AUBERT Estée 1799: 1-0
Schweiz – Italien 2,5 – 3,5
ARCUTI Davide MF 2317 MORONI Luca MF 2441: 1-0
ROHRER Christophe 2083 LODICI Lorenzo MF 2371: 0-1
GEORGESCU Lena 2126 DI BENEDETTO Désirée MFF 2136 1-0
BÄNZIGER Fabian 2221 DI BENEDETTO Edoardo MF 2300 ½-½
ZAZA Alexandre 1735 WANG Cesare 1968: 0-1
TAMRAZYAN Gohar 1589 PALMA Maria 1924: 0-1
Runde 5
Schweiz – Deutschland 2,0 – 4,0
ARCUTI Davide MF 2317 GSCHNITZER Adrian 2268 1-0
ROHRER Christophe 2083 GRUNAU Christoph 2187 ½-½
GEORGESCU Lena 2126 WIESNER Paula 2103 0-1
BÄNZIGER Fabian 2221 TRIFAN Andrei Ioan 2139 ½-½
ZAZA Alexandre 1735 SCHNEIDER Jana 2143 0-1
TAMRAZYAN Gohar 1589 SCHILAY Lorenz 1799 0-1
Italien – Frankreich 2,5 – 3,5
MORONI Luca MF 2441 BELLAHCENE Bilel MI 2480 ½-½
LODICI Lorenzo MF 2371 PHILIPPE Guillaume MF 2327 ½-½
DI BENEDETTO Désirée MFF 2136 LERICHE Inès 1918 ½-½
DI BENEDETTO Edoardo MF 2300 GATINEAU Yovann 2279 1-0
WANG Cesare 1968 TRAVADON Loïc 2203 0-1
PALMA Maria 1924 AUBERT Estée 1799 0-1
Runde 6
Deutschland – italien 4,0 – 2,0
GSCHNITZER Adrian 2268 MORONI Luca MF 2441 1-0
GRUNAU Christoph 2187 LODICI Lorenzo MF 2371 1-0
WIESNER Paula 2103 DI BENEDETTO Désirée MFF 2136 0-1
TRIFAN Andrei Ioan 2139 DI BENEDETTO Edoardo MF 2300 ½-½
SCHNEIDER Jana 2143 WANG Cesare 1968 1-0
SCHILAY Lorenz 1799 PALMA Maria 1924 ½-½
Frankreich – Schweiz 2,5 – 3,5
BELLAHCENE Bilel MI 2480 ARCUTI Davide MF 2317 ½-½
PHILIPPE Guillaume MF 2327 ROHRER Christophe 2083 1-0
LERICHE Inès 1918 GEORGESCU Lena 2126 0-1
GATINEAU Yovann 2279 BÄNZIGER Fabian 2221 0-1
TRAVADON Loïc 2203 ZAZA Alexandre 1735 ½-½
AUBERT Estée 1799 TAMRAZYAN Gohar 1589 ½-½