Von Nikolaus Sentef
Raphael Zimmer aus Sasbachwalden bei Achern (Baden) nahm vom 22. – 29. Juni an der ersten Juniorenmeisterschaft für Behinderte im Schach in Orlando/ USA Teil und gewann diese mit sieben Punkten aus sieben Partien. Raphael ist in der Schachszene kein unbeschriebenes Blatt, so trat er mit fünf Jahren den Schachfreunden Sasbach bei und konnte hier bereits mehrere Erfolge sowohl mit der Mannschaft als auch im Einzel sammeln. Neben mehreren Titel auf Landesebene sind erwähnenswert der erste Platz bei der deutschen U16 Meisterschaft 2015 sowie der erste Platz bei der deutschen U20 Meisterschaft 2016 mit der Mannschaft des SF Sasbach. Ebenfalls 2016 gewann Raphael die deutsche Schulschachmeisterschaft mit der Mannschaft des Lender Gymnasium Sasbach. Im Einzel wurde er zweiter der deutschen U14 Meisterschaft 2016 sowie fünfter der deutschen U14 Meisterschaft 2017. Internationale Erfahrung konnte Raphael bei der Behinderten WM für Erwachsene 2013 sowie 2015 jeweils in Dresden sowie 2016 bei der Europameisterschaft U14 in Prag sammeln. Dennoch war die Reise in die USA etwas besonderes für den dreizehnjährigen.
Weltmeister mit 7 aus 7: Raphael Zimmer (li.)Begleitet wurde Raphael von seinen Eltern, sein Trainer Nikolaus Sentef bereitete ihn von zu Hause via Internet auf seine Gegner vor. Ebenfalls in Orlando als Repräsentant des Deutschen Schachbundes war Großmeister Thomas Luther, der Raphael seit Jahren unterstützt. Luther, Vorsitzender der Kommission für behinderte Spieler beim Weltschachverband FIDE, war maßgeblich an der Entstehung der ersten Juniorenweltmeisterschaft für Behinderte verantwortlich. Ebenfalls unterstützt wurde Raphael von Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler. Dieser hatte Raphael als Vertreter des deutschen Schachbundes für die WM auserkoren und ist der Familie Zimmer mit Rat und Tat zur Seite gestanden.
Nach Florida gekommen waren acht Spielerinnen und Spieler die um den begehrten Pokal des Weltmeisters gegeneinander antraten. Die Meisterschaft wurde als Rundenturnier ausgetragen, jeder Spieler tritt gegen jeden Mitkonkurrenten an. Raphael war erst gesetzter. Das ist natürlich gut, andererseits strengen sich alle besonders an weil sie den Besten besiegen wollen. In Runde 1 traf Raphael mit den schwarzen Steinen auf Samarth Jagadish Rao aus Indien. Obwohl Rao eine kleine ELO Zahl hatte, merkte Raphael bereits nach wenigen Zügen, dass ihm hier einer gegenüber sitzt der Schach kann. Favorit hin oder her, geschenkt wird einem nichts. Rao spielte solide aber etwas passiv, sodass Raphael im frühen Mittelspiel die Initiative an sich riss und nach einem kurzen aber heftigen Angriff im 25. Zug gewann. Nach dem gelungenen Auftaktspiel lief das Turnier gut. Raphael besiegte einen Gegner nach dem anderen. Im vorletzten Spiel kam er gegen die nominell stärkste Gegnerin und direkte Verfolgerin um den Weltmeisterschaftstitel, der 19 jährigen Natasha Morales aus Puerto Rico. Natasha, ihres Zeichens WIM (internationale Weibliche Meisterin) konnte vier aus fünf Zähler vorweisen, einen Punkt weniger als Raphael. Mit einem Sieg hätte sowohl sie als auch Samarth Jagadish Rao den Führenden einholen können. Raphael hatte erneut die schwarzen Steine, Natasha spielte geschlossen. Es sah nach einem zähen, langen Kampf aus, doch im sechzehnten Zug konnte Raphael ein starkes Bauernzentrum behaupten. Dem Prinzip der zwei Schwächen folgend preschte Raphael nun mit einem Randbauern am Königsflügel vor, stellte seiner Gegnerin eine Falle und gewann, das war´s! Raphael Zimmer ist eine Runde vor Turnierende der erste Junioren Schachweltmeister der Behinderten. In der letzten Runde gewann Raphael pflichtgemäß gegen Wasswa Sharif Mbaziira aus Uganda und beendete das Turnier mit sensationellen sieben Punkten aus sieben Partien vor dem Inder Rao, der auf sechs Zähler kam.
