Der 16-jährige Baden-Badener Marvin Mamerow holt Bronze im B-Turnier
Das fünftägige internationale Schach-Open in Baden-Baden wurde den gehobenen Ansprüchen des Kulturhauses LA8 gerecht. Gleich 214 Spieler und Spielerinnen kämpften im Kristallsaal, im Spiegelsaal und in der angrenzenden Museumspädagogik des Museums für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts. Im Feld waren neben Spielern aus der ganzen Bundesrepublik auch 35 Spieler aus 14 weiteren Ländern, von Frankreich über Spanien, Russland bis Turkmenistan und Kuba. Recht vielsprachig war da auch der Anspruch an die Turnierleitung und die Schiedsrichter um Mostafa Muschtaki und Markus Keller vom Schachzentrum Baden-Baden, die von Aktiven der OSG Baden-Baden unterstützt wurden. Lediglich mit 200 Spielern hatten die beiden gerechnet und mussten bereits eine Woche vor dem Turnier die Registrierung stoppen. Letztlich wurden es 214, da es sich einige Sportler nicht nehmen ließen, noch vor Ort um einen Startplatz nachzufragen. Auch dieses Problem – die beiden Säle fassen genau 200 Schachspieler – wurde gelöst. Barbara Wagner, Kuratorin des angrenzenden Museums, stellte kurzfristig die Museumspädagogik zur Verfügung – und freute sich über die internationalen Gäste, die auch die laufende Ägypten-Ausstellung besuchten. Mit der Durchführung des Sommer-Opens knüpft das Schachzentrum an die lange Tradition internationaler Schachturniere an, deren Anfang das Meisterturnier 1870 nahm. Durch die Umbaumaßnahmen in LA8, dem früheren Stammhaus des Internationalen Clubs (Reiterliche Vereinigung), kam das Turniergeschehen in den letzten Jahren zum Ruhen, bevor nun auch wieder größere Veranstaltungen durchgeführt werden. In der fünften und sechsten Runde des mit 153 Spielern gut gefüllten A-Opens glaubten die Kiebitze bereits, dass sich die sechs anwesenden Großmeister die Preise teilen wollten. So lagen in der letzten Runde sechs Spieler gleichauf – Siege mussten über die Treppchenplätze entscheiden, in Baden-Baden werden die Preise nicht geteilt. Dicht umringt waren dann auch die drei Spitzenbretter mit den Partien GM Maxim Turov gegen GM Felix Levin, dem bis dahin Führenden, mit IM Frank Zeller gegen GM Andrey Orlov und IM Maarten Solleveld gegen GM Mesgen Amanov, deren Partien in die Nachspielzeit gingen. Bereits einen halben Punkt zurück lagen die beiden weiteren Großmeister des Feldes Sebastian Siebrecht und Viesturs Meijers. Amanov verlor, Orlov und Turov holten die vollen Punkte. Nach Feinwertung gewann Orlov vor Turov und Solleveld mit jeweils 6 Punkten. Bester Deutscher wurde FM Ralf Müller mit einem halben Punkt Rückstand auf dem vierten Platz, Siebrecht wurde Sechster.
Für die badischen Spieler verlief das Turnier durchwachsen. Lediglich FM Christoph Pfrommer und FM Wolfgang Schmid kamen mit 5 Punkten unter die TOP-20. Nationalspielerin Julia Bochis und Bundeskaderspieler Slavik Sarchisov – beide noch Jugendliche – von der OSG Baden-Baden blieben mit 4 Punkten deutlich unter ihren kürzlich erzielten Leistungen.
Das auf eine Spielstärke von DWZ 1700 begrenzte B-Open wurde Beute von Gerda Strate aus Berlin-Charlottenburg, die bereits vor der Schlussrunde mit einem ganzen Zähler Vorsprung das 61-köpfige Feld anführte und mit einem Remis gegen Ishak Taube aus Heidelberg in der letzten Runde nichts mehr anbrennen ließ. Der 16-jährige Marvin Mamerow von der OSG Baden-Baden legte einen atemberaubenden Schlussspurt hin, gewann die letzten drei Partien und wurde mit einem halben Punkt Rückstand mit 5,5 Punkten Dritter hinter dem Sankt Petersburger Alexey Prutuvoy. Die Baden-Badenerin Isabel Steimbach landete mit 4,5 Punkten als zweitbeste Spielerin auf dem 12. Rang.
Am Freitagnachmittag kamen 58 Teilnehmer zum Chess960-Schnellschach. In dieser Variante des Schachs wird die Figuren-Aufstellung in der Startposition ausgelost. Der frühere Weltmeister Bobby Fischer förderte das auch „Fischer-Schach“ genannte Spiel, das seit letztem Jahr vom Weltschachbund als offizielle Spielart anerkannt ist. Es gibt 960 verschiedene Möglichkeiten für die Anfangsstellung, Position 518 ist die des „normalen“ Schachs.
Auch beim Chess960-Schach landeten die Meisterspieler an der Spitze. Großmeister Sebastian Siebrecht errang den Sieg punktgleich mit GM Maxim Turov und GM Mesgen Amanov. Beste Spielerin wurde mit einem halben Punkt Rückstand Inna Orlova, bester Jugendlicher wurde Johannes Carow. Velimir Kresovic aus Kuppenheim kam auf den 11. Platz, Dorothea Dohmann aus Baden-Baden auf den 22. Zum Turnier war auch eine Delegation der Chesstigers angereist. Der Vorsitzende Hans-Walter Schmitt richtet in Mainz regelmäßig die Chess960-Weltmeisterschaft aus. Für die Statistiker: Gespielt wurden die Positionen 19, 898, 142, 699 und 512.
Am kommenden Wochenende steht für das Team um Markus Keller schon ein weiteres Schachturnier auf dem Programm. Im Schachzentrum findet dann ein Jugend-Quartalsturnier statt, für Vereinsspieler und solche, die in Schulschach-AGs spielen. Beginn ist am Samstag um 10 Uhr. Nähere Informationen finden sich auf des Homepage des Schachzentrums. (Dr. Markus Keller – Schachzentrum Baden-Baden, Geschäftsführer)