Seit mehr als 50 Jahren pflegen die beiden Landesverbände Baden und das Elsass partnerschaftliche Beziehungen und unterstreichen jährlich mit einem Ver- gleichskampf die deutsch-französische Freundschaft. Mit der 39.Auflage wurde die langjährige Tradition am Sonntag, den 16.September 2007, fortgesetzt, dieses Mal in Selestat links des Rheins. Wie häufig in der Vergangenheit erwiesen sich die Elsässer nicht nur kulinarisch als exzellente Gastgeber, sondern auch im Hinblick was das Überlassen von Punkten anbelangt. Nach fünfstündiger Spielzeit hatte die BSV-Auswahl unter Teamchef Ferdinand Bäuerle 19,5 Punkte, davon zumindest 2,5 etwas glücklich zustande gekommene Punkte, im Gepäck.
Viel Zeit und Nerven hatte es beide Mannschaftsführer im Vorfeld gekostet, um eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen. Einzelergebnisse
BSV-Schach-live
Zeitgleiche Blitz- und Schnellschach- turniere in Gambsheim und Waldkirch zogen, bedingt durch gute Preisgelder, doch den ein oder anderen starken Spieler eher dorthin statt für den Verband ans Brett zu gehen. So nahm es nicht Wunder, daß die beiden Captains zahlreiche Debütanten aufbieten mußten. Allein auf badischer Seite kamen neun Spieler zu ihrem ersten Länderspieleinsatz. Gegenüber seinem elsässischen Kollegen Jean-Noel Riff hatte es der BSV-Teamchef leichter, konnte er doch aus einem doppelt so großen Spielerreservoire schöpfen. Ferdinand Bäuerle gelang es dabei die ersten acht Bretter mit 4 IM und 4 FM zu besetzen, was letztendlich auch den Ausschlag für den Gesamtsieg gab. Den Frontmännern an den Brettern 1-5 stand das Quintett mit zwei Damen, zwei Jugendlichen und einem Senior an den Brettern 28-32 in nichts nach. Beide Mannschaftsteile holten jeweils 4,5 von 5 möglichen Punkten und trugen so maßgeblich zum Erfolg bei. Doch der Reihe nach …..
Gestärkt durch ein reichhaltiges Menue nahmen die 64 Spieler/innen um 13.45 Uhr ihre Plätze ein und spendeten den Grußworten der beiden Präsidenten Jean-Luc Netzer und Fritz Meyer Applaus. Schiedsrichter Michael Rütten unterrichtete die Teilnehmer anschließend über die Bedenkzeit (2 Stunden 40 Züge, 30 Minuten für den Rest der Partie), ehe der erst 16jährige IM und Olympia-Kadermitglied Sebastian Bogner von BSV-Präsident Fritz Meyer für seine Erfolge mit einer Medaille ausgezeichnet wurde. Abwechselnd lasen dann Ferdinand Bäuerle und Jean-Luc Netzer die Aufstellungen der beiden Teams vor, die wie bereits erwähnt mit zahlreichen neuen Namen gespickt waren. Mit dem Drücken der Digitaluhren um 14.15 Uhr begann der 39.Vergleichskampf, in dem die Elsässer anfangs erfolgreich Paroli boten.
Lampenfieber scheint der erst 10jährige Hans-Erich jun. Gubela aus Sasbach nicht zu kennen. Mit den schwarzen Steinen überspielte er seine ebenfalls junge Gegnerin bereits nach eineinhalb Stunden und brachte damit das badische Team in Führung. Friedvoller zeigten sich anschließend hingegen Martin Springmann (Slavija Karlsruhe), der Rastatter Rechtsanwalt Markus Merklinger und IM Lothar Arnold, die sich mit ihren Gegnern auf Remis einigten. Wenig später konnte das Elsass durch einen Sieg von Marc Schaub über den Lahrer Debütanten Oliver Brennenstuhl zum 2:2 ausgleichen. Mit der Nominierung von Lena Kühnel hatte BSV-Teamchef Ferdinand Bäuerle ein weiteres glückliches Händchen bewiesen. Die 11jährige vom SC Ersingen brachte mit einem Sieg an Brett 30 die Badener erneut in Front. Bruno Reck, der ‘Recke’ des SC Weitenung, dem Ausrichter des Länderkampfes 2008 in Bühl, war es dann vorbehalten mit einem vollen Punkt die Führung auszubauen. Doch diese sollte nicht lange währen. Der Teamchef selbst, der kurzerhand für den erkrankten Vimbucher Andreas Lehmann notgedrungen einsprungen war, mußte ebenso seinem Gegner gratulieren wie der Lahrer Dr. Gunter Haftstein. 4,5:4,5 Punkte, so die Zwischenbilanz nach rund dreistündiger Spielzeit.
Binnen einer halben Stunde ging es dann Schlag auf Schlag wie bei einem Handball- oder Basketballspiel. Die ‘über 20jährigen’ schlagen erbarmungslos zu. Daniel Prill, Jochen Reith und Markus Oehler melden ihrem Captain zu seiner Freude drei volle Punkte. Mit einem Sieg an Brett 3 gegen IM Louis Roos setzte Sebastian (Sebbi) Bogner noch eins drauf und sorgte damit für einen komfortablen Vier-Punkte-Vorsprung. Die anschließende Niederlage des Eppingers Tobias Wenner machten dann die beiden Iffezheimer Ramadan Raka und Colin Kramer mehr als wett. Eine für jeden Kiebitz hoch interessante Partie entschied daraufhin Gerhard Prill an Brett 17 für sich. Kurz flammte dann beim rührigen elsässischen Präsidenten Jean-Luc Netzer nach den Siegen von Nicoas Heinrich über Hans-Erich sen. Gubela und Nicolas Grandadam über Imaze Tammert Hoffnung auf, das Ergebnis in Grenzen zu halten, zumal sich an den restlich verbleibenden 12 Brettern teilweise Zeitnotduelle abzeichneten. Doch seine Hoffnung sollte sich nicht erfüllen, im Gegenteil.
Nachdem FM Bernd Schneider und Youngster Joshua Hager dem routinierten Schiedsrichter Michael Rütten zwei weitere Remisen meldeten, machte sich Reimund Schott, der Bezirksleiter des Bezirks Karlsruhe, mit einem – wenngleich etwas glücklichen – Sieg ein persönliches Geburtsgeschenk zu seinem 55igsten. In gewohnter Weise abgeklärt, verbesserte der Positionsspieler IM Ulrich Schulze, von Zug zu Zug seine Stellung und zwang seinen Gegner zur Aufgabe. Durch die Zeitüberschreitung von Frau Dany Pivarot mußte sich dann Senior Jürgen Heyse nicht mehr länger im Endspiel plagen, wenngkeich dieses mit einer Mehrfigur leicht gewonnen gewesen wäre. Bis zu diesem Zeitpunkt waren 24 Partien beendet, es stand 15,5:8,5 für die Badener.
Wie sein Nachfolger Ferdinand Bäuerle zeigte sich dann der alte Teamchef Christoph Herbrechtsmeier als Gastfreund und überließ dem namhaften Senior Jean-Claude Letzelter den Punkt. Eine Partie ganz nach dem Geschmack der Zuschauer gewann wenig später Badens Spitzenbrett IM Günther Beikert gegen FM Jean Netzer nach 53 Zügen, womit der 7-Punkte-Vorsprung wieder hergestellt war. Sieht man von der anschließenden, vermeintbaren Niederlage von Christoph Berberich an Brett 16 und dem unnötigen Remis von Debütant Jörg Eiler gegen Thomas Duchateur ab, waren die Badener eine viertel Stunde vor Spielende mit Fortuna im Bunde. In etwas schlechteren Positionen erlangten die beiden Damen Thea Prill und Tatiana Rubina jeweils ein Remis, ebenso der Kuppenheimer FM Hans Wiechert, der stets unter Druck stand. Nichts für schwache Nerven spielte sich am Ende des 39.Vergleichskampf an Brett 4 ab. Mit 2,45 gegen 1,55 Minuten lieferten sich IM Jean-Luc Roos und FM Hartmut Metz ein rasantes Zeitnotduell, bei dem der mehrmalige Badische Pokalsieger die besseren Nerven hatte und mit einem vollen Punkt zum 19,5:12,5 Endstand beitrug.
Doch, dies sei abschließend angemerkt, nicht das Ergebnis zählte letztendlich, sondern die Tatsache, daß man wieder einen wunderschönen Tag mit den elsässischen Freunden gemeinsam verbrachte und das FIDE-Motto ‘Gens una sumus’ am Leben hält. Als Teamcaptain darf ich im Namen meiner Mannschaft mich recht, recht herzlich für die tolle Gastfreundschaft beim Ausrichter, dem Schachclub Selestat, bedanken, dessen Mitglieder die Spieler hervorragend bewirteten und jeden Wunsch von den Augen ablasen. Der 16.September 2007 wird sicherlich allen badischen Teilnehmern noch lange in bester Erinnerung bleiben! -fb-