GRENKE Chess Classic Baden-Baden |
Dramatischer Verlauf der Schlussrunde
Georgios Souleidis (Presseteam GRENKE Chess Classic)
Viswanathan Anand heißt der Sieger der GRENKE Chess Classic Baden-Baden. Der 43-jährige Inder besiegte in der letzten Runde Arkadij Naiditsch, während sein vor der letzten Runde punktgleicher Konkurrent, Fabiano Caruana, nicht über ein Remis gegen Daniel Fridman hinauskam. Friedlich endete auch die Partie zwischen Michael Adams und Georg Meier. In der letzten Runde machte sich bei den Teilnehmern die Müdigkeit deutlich bemerkbar. Die Partien ließen die sonst so hohe Qualität vermissen, so dass der Ausgang der Duelle und damit zu jeder Zeit auch der Turnierausgang völlig offen war. Viswanathan Anand profitierte von einem Aussetzer Arkadij Naiditschs und legte mit einem Sieg in der Tabelle vor. In einer Rossolimo-Variante der Sizilianischen Verteidigung zeigte sich der Weltmeister mit Schwarz gut vorbereitet. Er opferte eine Qualität für zwei zentrale Bauern, die ihm gutes Spiel sicherten. Danach forcierte er den Damentausch und ein Endspiel, das ihm Gewinnchancen bot. Anstatt ruhig seine Stellung zu verbessern, leistete er sich mit einem unbedachten Bauernzug eine Ungenauigkeit, wonach Naiditsch die Stellung für einen seiner Türme öffnen konnte. „Das war Unfug und ich hätte das auch nicht zulassen müssen“, war Anand im Anschluss sichtlich verärgert. Es entstand ein Turmendspiel, in dem der 43-jährige Inder einen Mehrbauern hatte, das aber bei genauer Verteidigung wahrscheinlich remis hätte enden müssen. Der Deutsche leistete sich aber einen kapitalen Fehler, als er seinen König auf ein Feld stellte, von dem er zwei Züge später mit Tempo vertrieben wurde. „Dieses Tempo war entscheidend. Ich sah, dass Weiß danach in Zugzwang kommt“, meinte Anand und fügte hinzu, dass er heute ein wenig „lucky“ war.
Das Verfolgerduell zwischen Michael Adams und Georg Meier endete remis. Der 25-jährige Trierer führte die schwarzen Steine und überraschte seinen Gegner in einer selten gespielten Variante der Französischen Verteidigung mit einer ungewöhnlichen Spielweise. „Schon im 4. Zug war ich heute aus dem Buch“, zeigte sich Adams erstaunt über die Ereignisse. Die Partie plätscherte so dahin, bis der Engländer aus dem Nichts eine Qualität einstellte. Meier übersah aber die beste Fortsetzung, die ihm die Qualität und deutlichen Vorteil gesichert hätte, und war so erbost über sich selbst, dass er ein Turmendspiel forcierte. Nach 32 Zügen endete die Partie durch Zugwiederholung. „Nachdem ich den sofortigen Gewinn übersah, wollte ich die Partie einfach nur noch beenden“, äußerte sich Meier im Anschluss.
Überaus dramatisch verlief das Duell zwischen Daniel Fridman und Fabiano Caruana. Der 37-jährige Bochumer wählte gegen die Slawische Verteidigung seines Gegners die Abtauschvariante. Dementsprechend ruhig entwickelte sich die Partie und als Anand sein Duell gegen Naiditsch gewann, stand es ausgeglichen. Es war klar, dass der 20-jährige Italiener weiterspielen würde, um seine Chance auf den Turniersieg zu wahren. Bis kurz vor der Zeitkontrolle passierte nichts, doch dann leistete sich Fridman in einer symmetrischen Struktur einen taktischen Fehler, der ihn einen Bauern kostete. Plötzlich lag ein Tiebreak um den Turniersieg zwischen Anand und Caruana wieder in der Luft. Im Endspiel besaß der Italiener einen Läufer gegen einen Springer plus einen Mehrbauern. Es war nicht einfach durchzubrechen für ihn und nun leistete er sich einen Fehler. Er ließ die Verschlechterung seiner Bauernstruktur und die Aktivierung des weißen Springers zu. Alle gingen nun von einem Remis aus, doch zu vorgerückter Stunde häuften sich die Fehler. Fridman verteidigte sich ungenau und für einen Moment hatte Caruana eine Gewinnstellung, nur um sie einen Zug später wieder aus den Händen zu geben. Enttäuscht musste er nach 86 Zügen ins Remis einwilligen.
Alle Informationen entnehmen sie bitte der offiziellen Website: www.grenkechessclassic.de