Landesfinale der Schulschachmeisterschaften 2012 |
Die Schachuhr tickt unermüdlich weiter. Mit ursprünglich 20 Minuten Bedenkzeit haben beide Spieler begonnen. Wie wenig Zeit dies sein kann, merkt man als Schachspieler jedoch häufig erst, wenn nur noch wenige Sekunden bleiben, um die mühsam erkämpften Vorteile aus einer Schachpartie auch in einen Sieg und damit Brettpunkt für die Mannschaft umzusetzen.
von Marcus Metz
So geht es auch der jungen Baden-Badener Schülerin an Brett 1 der Schulschachmannschaft des Pädagogiums. Es war ein langer Weg bis zu diesem letzten und entscheidendem Spiel an diesem Tag. Bis zum Landesfinale in Buchen hat es die Schülermannschaft in der Wettkampfklasse V für Schüler der Jahrgänge 2001 und jünger geschafft. Zunächst musste sich die aus vier Spielern bestehende Mannschaft im Januar in Rastatt gegen die Schulschachmannschaften der Region für die Nordbadischen Meisterschaften in Karlsruhe qualifizieren. Mit 4 Siegen und zwei Unentschieden vertraten sie dann auch in Karlsruhe den mittelbadischen Bezirk in beeindruckender Weise. Als Zweiter, punktgleich mit dem Erstplazierten und späteren Landesmeister aus Mannheim fuhr man ohne Niederlage in den Qualifikationsturnieren zum diesjährigen Finale aller Schulschachmannschaften des Landes nach Buchen. Die Sieger dieses Turniers würden ihre Schulen bei den Deutschen Meisterschaften im thüringischen Oberhof vertreten und dementsprechend hoch wahr die Motivation aller Beteiligten.
Es war ein spannender Wettkampf zwischen den jungen Schachspielern aus allen Ecken des Landes, die am Tag vor Beginn der Osterferien in der mit Spielern, Betreuern, Lehrern und Zuschauern gefüllten Sporthalle in Buchen ihren Meister suchten.
Für die Mannschaft des Pädagogiums Baden-Baden, bestehend aus Oleksandra Parkhanova, Adrian Geibel, Lucas Metz, Alexander Karanikolas und Steven Gade war von Anfang an klar, dass jede Niederlage eine Vorentscheidung im Kampf um die Qualifikation und um die begehrten Pokale bedeuten würde. In der vorletzten Runde kam es dann zu dem entscheidenden Duell gegen das Karl-Friedrich-Gymnasium Mannheim. Hatte man dem Turnierfavoriten bei den Nordbadischen Meisterschaften noch ein unentschieden abgetrotzt, musste man an diesem Tag eine deutliche Niederlage hinnehmen. Der Landesmeistertitel war den Mannheimern damit nicht mehr zu nehmen. Doch der Kampf um die Plätze wurde damit erst durch das letzte Spiel entschieden. Trotz der Niederlage lagen die Baden-Badener Schüler noch auf Platz 2, so dass ein Unentschieden gegen den bisher Drittplatzierten aus Freiburg für den Vizemeistertitel reichen würde. Eine Niederlage könnte das Abrutschen auf den undankbaren Vierten Tabellenplatz bedeuten.
Somit war die Situation klar, als sich die vier jungen Schachspieler für die letzte Runde an Ihre Bretter setzten. Die Nervosität war Ihnen mindestens so deutlich anzusehen wie der mitgereisten Betreuerin und Leiterin der Schach-AG des Pädagogiums Frau Erika Brödner. Für etwas Beruhigung sorgte der schnelle Sieg von Lucas Metz, der gleichzeitig mit 4 Siegen und nur einer Niederlage an diesem Tag erfolgreichster Punktelieferant wurde. Doch zwei knappe Niederlagen an den Brettern 2 und 4 sorgte für ein Herzschlagfinale an Brett 1. Nur ein Sieg würde den 2. Tabellenplatz verteidigen und die Stellung von Oleksandra Parkhanova war zwar klar zu ihren Gunsten, doch eigentlich unmöglich in der verbleibenden knappen Zeit zu gewinnen. Die inzwischen zahlreichen Zuschauer um das Brett hielten daher den Atem an, als sich plötzlich die Gelegenheit für einen entscheidenden Mattangriff bot.
Nachdem die verzweifelte Verteidigung des Gegners zusammenbrach und der Mattzug die Partie beendete brach begeisteter Jubel unter den Mannschaftskameraden und Zuschauern aus, denn mit gerade mal 5 Sekunden verbleibender Bedenkzeit war die Partie gewonnen und der hervorragende 2. Platz beim Landesfinale erreicht. Ein schöner Pokal für die Schule und jeweils eine Silbermedaille für die Schachspieler war der verdiente Lohn.
Lediglich eine amüsante Randnotiz wurde da die sonst mit Spannung erwartete Übergabe der Zeugnisse für die Schüler des Pädagogiums, die an diesem Tag eigentlich ihre Trimesterinformationen erhalten sollten. Nur ein kurzer Blick wurde den nach dem Turnier von der Betreuerin im Auftrag der Klassenlehrer weitergereichten Zeugnissen gewidmet, bevor man sicher lieber wieder dem großen Pokal und dem gemeinsamen Jubel widmete.
Rg | ———— WK 5 ———— | S | R | V | Man.Pkt. | Brt.Pk |
---|---|---|---|---|---|---|
1. | Karl-Friedrich-Gym Mannheim | 4 | 1 | 0 | 9 – 1 | 15½ |
2. | Pädagogium Baden-Baden | 2 | 2 | 1 | 6 – 4 | 9½ |
3. | Kepler-Gym Freiburg | 2 | 1 | 2 | 5 – 5 | 10 |
4. | Marryland-Schule Karlsruhe | 1 | 2 | 2 | 4 – 6 | 9 |
5. | Scheffel-Gym Lahr | 1 | 2 | 2 | 4 – 6 | 8½ |
6. | Goeth-Gym Emmendingen | 0 | 2 | 3 | 2 – 8 | 7½ |